Schwung nehmen…und los!

Am 25.4. sammelten sich die Festgäste wegen des anhaltenden Regens im Foyer des Nah&Frisch/Kiennast, um mit Spannung das Durchschneiden des roten Bandes zu erwarten. Sie wurden nach Einlass in das Depot mit einem Glas Frizzante begrüßt und bekamen erst einmal Zeit, zu schauen und zu staunen. Festreden folgten: Es sprachen Bürgermeister Martin Falk, Martin Lammerhuber (Geschäftsführer der Holding Kultur.Region.Niederösterreich), Frau Mag. Ulrike Vitovec, Leiterin des Museumsmanagements Niederösterreich, sowie Julius Kiennast jun. für die Familie Kiennast, Quartiergeber für das Depot.

Werkelmann Oliver Maar stellte sein Herzensprojekt vor und bedankte sich bei Familie und Freunden für die Unterstützung. Nach einer kurzen Führung durch die Sammlung wurde im geräumigen Dachboden zum Essen gebeten. Unter der Stabführung von Christopher Tastl, der sich schon im Vorfeld als Elektrotechniker für unser Projekt verdient gemacht hatte, eröffneten die Schönberger Jungmusikanten den Reigen an künstlerischen Beiträgen: Zithervirtuose Andreas Voit, Sopranistin Marika Ottitsch-Fally und Breakdancer Keji Aregbe boten drei Brückenschläge zum Thema der Sammlung.

Mit dem eigens für diesen Abend von Benedikt Naber (Papperl-a-Pub, Schönberg am Kamp) kreierten Cocktail „Wörkelmän´s Special“ startete die Werkeldisco. In rascher Folge wechselten sich die drei „Lochkarten-Jockeys“ Oliver Maar, Ingmar Krause und Sandro Neugebauer auf eindrucksvollen Instrumenten ab, sodass die Tanzfläche unter der Disko-Kugel niemals leer war. Die Befeuerung eines dampfbetriebenen Rummelplatzes, zu dessen Betrieb Anne Bennent eine Lesung vorbereitet hatte, musste wetterbedingt entfallen. Spätabends ließ der Regen schließlich doch nach, sodass das Fest auf der Terrasse seinen würdigen Abschluss fand: ein Mary-Poppins-Medley entfachte im Licht bengalischen Feuers Jubelstimmung.

Wunderwerkel Freudentag

Die Werkeltour durch Gars konnte am folgenden Tag bei herrlichem Wetter stattfinden. Am Pfarrplatz sammelten sich an die 60 Gäste, deren Neugier zu Beginn mit einem von Kindern gespielten kleinen Kammspielwerk geweckt wurde, bevor Werkelmann Oliver Maar zwei historische Werkeln von Ferdinand Molzer (auch der Erbauer des Orchestrions im Wiener Prater) auf Wagen in den Pfarrhof führte. Dort bot eine Altwiener Hofszene – mit Wäschermädel und zwei herzigen „Gigerln“ aus der Familie Kiennast – die Szenerie für die Walzer und Märsche des klanggewaltigen Trompetenwerkels aus dem späten 19. Jahrhundert. Klangliche Abwechslung boten zwei Zitherstücke von Eduard J. Nikl (elegant gespielt von Astrid Hofmann) – zur Polka française „Zart und fein“ konnte man auch den Grundschritt der „Zepperlpolka“ erlernen.  

Anschließend führte die Tour weiter über den Marktplatz in den Rosengarten, wo Oliver Maar ein Flötenuhrstück von Josef Haydn und die Eigenkomposition „Wiener Touristen“ spielte. Auf der Garser Insel waren in der Zwischenzeit wie von Geisterhand elegante Holzkästchen auf speziellen Resonanztischen (danke den Wiener Zitherfreunden für die Leihgabe!) postiert worden: Spieluhren und Kammspielwerke. Die zarten Klänge harmonierten mit dem Rauschen des Kamp.

Mit einem erfrischenden Kamptaler Veltliner, dessen Abgang durch Heurigenlieder leicht gemacht wurde, stärkte man sich für die nächste Darbietung: Im Bambuskreis präsentierte Oliver Maar fulminante Jazznummern mit dem Prunkstück seiner Sammlung, einer vollchromatischen Drehorgel mit 42 Tonstufen, nach seinen Vorstellungen in 12jähriger Bauzeit von Christian Wittmann (der auch unter den Gästen war) verwirklicht. Danke: Das über 100Kilo schwere „Werkel“ musste dafür von den Helfern herangeschleppt werden!

Im Pavillon überraschte schließlich das Duo MoPet und bot gemeinsam mit Oliver Maar das Lied „In der Brigittenau“, den Kamptal-Marsch sowie als Zugabe eines ihrer fast schon legendären „Marillenlieder“ dar. Das alles unter den strengen Blicken von Falco, der (ohne Sonnebrille) von seinem Podest herabblickt, etwas geringschätzig, möchte man meinen. Um ihm zu huldigen, spielte Ingmar Krause sein Arrangement von „Rock me Amadeus“ auf einer 20er-Raffin.

Der zweite Teil begann am Vorplatz des Nah&Frisch/Kiennast, wo Brote und Wein vorbereitet waren und wieder eine andere Drehorgel Musik zur Unterhaltung bot. Staunend konnte vom Vorplatz aus beobachtet werden, wie eine imposante Karusseldrehorgel über der Balustrade erschien: Mit einem orchestralen Marsch wurden Interessierte zur Führung ins Depot gerufen. Oliver Maar gab im Anschluss eine anregend moderierte Einführung in die Sammlung, bei der man viel über mechanische Musikinstrumente lernen konnte. Die begeisterten Einträge im Gästebuch lassen hoffen, dass das Interesse geweckt werden konnte!

Kein Projekt ohne helfende Hände:

Sarah Kiennast rät und hilft, wo sie kann, netzwerk(el)t und hat immer freundliche Worte und ein Lächeln, auch wenn die Nerven der anderen schon blank liegen! Unglaublich! Keine Arbeit, die sie nicht täte („Soll ich das Klo putzen?“- sie hätte es wirklich getan!), keine Frage, die sie nicht beantworten könnte. Und wenn etwas gelungen ist, klingt von irgendwoher ihr glockenhelles „Perfekt!“, sei es nur aus der Erinnerung!

Andreas Rathmanner ist der „Master-Mind“ hinter dem Projekt: Mit Spürsinn lotet er die Ideen aus und bringt so manche hochfliegenden Gedanken auf den Boden der Realität. Für die ausgefallensten Wünsche kann er Mitstreiter gewinnen: So können auch Wunder wahr werden – wenn etwa 30 Instrumente in freier Natur postiert werden müssen, darunter eine 120Kilogramm schwere Konzertdrehorgel. Er kommt aber auch schon selbst mit einem 88m² großen Messeteppich, einem leistungsstarken Stausauger oder einer professionellen Tonanlage vorbei. Nebstbei ist er unser Webmaster und Fotograf, nein, Fotobaron! Andreas, bleib uns gewogen!

Christopher Tastl, Licht- und Elektrotechnik, Motto: Kriag´ ma scho hin. Noch 14 Tage vor der Eröffnung bei der Bestellung der Leuchtmittel gelassen, arbeitete er sich wie die kleine Raupe Nimmersatt durch endlose Kartons mit Spots, Lichschläuchen und LED-Röhren, montierte um 3Uhr morgens in schwindelnder Höhe mit ruhiger Hand eine Discokugel und verwandelte in zwei Marathonsessions unsere neonberöhrte Markhalle in eine atmosphärische Wunderwelt. Bei der Eröffnung wechselte er die Rollen wie die von ihm montierte Lichtorgel ihre Farben: Als Weinbauer kredenzte er zum Aperitiv seinen eigenen Frizzante, als Stabführer leitete der seine „Schönberger Jungmusikanten“, als Bruder half er Beni beim Catering. Christopher Wunderwuzzi, lass dich feiern!

Peter Mayer, unser „starker Mann“ im Team schuftet und schafft – handwerklich top, malt, bohrt und tischlert er, bringt mit dem Gabelstapler unsere Orgeln in lichte Höhen, hat kreative Ideen und kann sie auch umsetzen: Seine Palettensofas machen den Dachboden zur Chill-Out-Lounge! Peter, Chapeau!

Um die historischen Drehorgeln und mechanischen Klaviere für die Veranstaltung in Schuss zu bringen, waren die Spezialisten Ingmar Krause (auch der Leihgeber eines großen Teils der Sammlung) aus Canada, Sandro Neugebauer aus München und René Spinnler aus der Schweiz angereist. In der Woche vor der Eröffnung wurde nahezu rund um die Uhr gestimmt, justiert und eingerichtet.

Teres Frank, unsere gute Seele, verließ Abend für Abend ihre Reha und tauschte die Yogamatte mit dem Putztuch, entstaubte und polierte still lächelnd die zahllosen Exponate. Mit ruhiger Hand und Engelsgeduld säuberte jedes noch so fragile Maschinenmodell. Als es ins Finale ging und wir nach und nach auf unsere Grundbedürfnisse vergaßen (Oliver, du siehst schlecht aus!, bitte in Schweizerdeutsch zu hören), brachte sie Bananen, Kekse, Saft und – als österliches Highlight – Schweizer Nougateier!

Da waren noch weitere gute Geister: Hans Biffl und Peter Franz Rauscher, die ihre Weine spendierten, Mitglieder der Familie Kiennast, die an den verschiedensten Orten mit Aufmerksamkeit und Tatkraft hinter uns herräumten, Jonny, der mit einem Kiennastschen Lastwagen zur Stelle war, wo er gebraucht wurde, Kathi, die Marktleiterin, die unsere Sorgen und Sörgchen weglächelte, Monika Smetana, die Zwetschgenschmalz zauberte und Jaqueline, die Gemüse schnitt und Brote schmierte.

Wunderwerkel Kamptal ist seinen vielen Helferinnen und Helfern dankbar!